Sonnenangeregte Elektronenaktivität, Teil 2 (Komponenten und Preise)

In Teil 1 hatte ich beschrieben, auf welcher Grundlage ich eine Entscheidung für eine PV-Anlage getroffen habe und mit welchen Leistungsdaten ich rechne.

In diesem Artikel soll es jetzt darum gehen, aus welchen Komponenten unsere PV-Anlage bestehen wird und wie diese zusammengestellt wurde. In einem gesonderten Abschnitt gehe ich auch kurz darauf ein, wie wir unseren Solarteur des Vertrauens gefunden haben und was man bei der Angebotsfindung beachten sollte.

Komponenten

Solarmodule

Die Solarmodule sind natürlich die Muskeln der gesamten Anlage. Hier wird Energie produziert und Strom geliefert. Dementsprechend wichtig ist die Auswahl der richtigen Module.

Leider ist das eine Wissenschaft für sich. Was soll es sein: schwarze oder nicht-schwarze Module (minimale Unterschiede bei der Wärmeentwicklung), deutsche oder chinesische (die deutschen Firmen stehen mehr oder minder alle vor dem Aus, manche chinesische Firmen haben Qualitätsprobleme), Marken oder No-Name (garantierte Leistung oder günstiger Preis), mono-/polykristallin oder Dünnschicht (Unterschiede bei Leistung pro Fläche und Preis), jeder Hersteller oder dieser Hersteller (jeder Experte hat da seine Erfahrung)?

Die Auswahl auf dem Markt ist für den Laien schlichtweg unüberschaubar. Verkompliziert wird es u.a. dadurch, dass manche deutsche Hersteller chinesische Ware um eine eigene Garantie erweitern und als ihr Produkt verkaufen.

Deshalb werde ich die Module der besten uns vorliegenden Angebote prüfen, ob es nicht absolute Gurken sind und ansonsten dem Rat des Solarteurs unseres Vertrauens folgen. Er muss schließlich die Garantie übernehmen und die Anlage bauen.

Fazit: unsere Anlage wird Module von Bauer Solartechnik, Typ BS-245-6P enthalten. Das sind Module asiatischer Herkunft (das Unternehmen hat auch einen Produktionsstandort in Polen), die aber von einem deutschen Unternehmen vertrieben werden. Garantie und Rücknahme erfolgt dabei zu deutschen Bedingungen.

Wechselrichter

Der Wechselrichter bzw. Solarwechselrichter ist sozusagen das Gehirn einer PV-Anlage. Er sorgt dafür, dass aus dem Gleichstrom, den die PV-Module erzeugen, nutzbarer Wechselstrom wird.
Die Auswahl der am Markt befindlichen Geräte ist deutlich kleiner als bei den Solarmodulen aber immer noch hinreichend groß, so dass ich nicht den Versuch unternehmen werde, hier eine Übersicht oder einen Vergleich zu geben.

Wichtig ist bei der Auswahl aus meiner Sicht:

  • Hochqualitatives Markenprodukt: Billigprodukte haben einen niedrigeren Wirkungsgrad, so dass beim Wechselrichten unnötig viel Strom verloren geht. Gute Geräte können 95-98% Wirkungsgrad erreichen!
  • Dimensionierung: die Leistung des Wechselrichters (in kVA) kann durchaus unterhalb der theoretischen Maximalleistung liegen, denn eine PV-Anlage erreicht in der Praxis nie die Höchstleistung. Das liegt daran, dass eine hohe Sonneneinstrahlung gleichzeitig für eine höhere Temperatur in den Modulen sorgt und so die Leistung mindert. Außerdem bedarf es dafür einer perfekten Südausrichtung und des perfekten Anstellwinkels. Und nach einem Jahr lässt sowieso die Leistung geringfügig nach.
    In Folge dessen kann man einen Wechselrichter gefahrlos unterdimensionen, ohne Verluste zu erleiden.

Fazit: Bei unserer Anlage hatten wir die Wahl zwischen einem 9 kVA- und einem 10 kVA-Gerät (von SMA). Das 9 kVA-Gerät könnte fast zu sehr unterdimensioniert sein aber unser Solarteur hat uns den 10 kVA-Tripower von SMA ohne Aufpreis angeboten, so dass wir hier auf Nummer sicher gehen können. 😉

Rundsteuerempfänger

Der Rundsteuerempfänger (RSE) ist eine Komponente, die man nicht immer benötigt. Der Zweck ist, dass die örtlichen Energieversorger ihre Netze schützen wollen und sich die Möglichkeit freihalten, in bestimmten Situationen die Einspeisung von PV-Anlagen zu unterbinden. In solchen Fällen wird ein Signal an den RSE gesendet, der daraufhin die Einspeisung einstellt und damit das Netz zu stabilisieren hilft. Hintergrund dieser Maßnahme ist, dass PV-Anlagen Strom stark schwankend produzieren und damit die Stabilität gefährden können.
Den Erwerb und Betrieb eines RSE kann man sich ersparen, wenn man Anlagenseitig die Einspeisung auf maximal 70% der Anlagenhöchstleistung drosselt, bei einer 10 kWp-Anlage also auf 7 kW. Durch diese Drosselung werden die auftretenden Stromspitzen vermieden. Andererseits muss man als Anlagenbetreiber dadurch natürlich auch Einbußen beim Stromverkauf hinnehmen, die nicht ersetzt werden. Besitzt man einen RSE und wird dieser durch den Netzbetreiber ausgeschaltet, erhält man angeblich (!) für die Ausfallzeiten weiterhin die Vergütung.

Mit einem RSE kann man also zu den Höchstzeiten mehr Strom einspeisen als ohne RSE. Die Frage ist jetzt, ob der Strom, den man mit RSE mehr einspeisen kann, die Kosten für den RSE (für uns immerhin 474 €) amortisiert.
Die Entscheidung, ob ein RSE benötigt wird oder nicht, wäre damit eigentlich ein typischer Fall für einen Satz Formeln. Dafür braucht es aber schon eine ausgewachsene Simulation, die ich bisher nirgendwo gefunden habe. Deshalb orientiere ich mich zunächst an einer groben Fallunterscheidung:

  • Keinen RSE benötigt man, wenn die Anlage stark von der Südausrichtung oder optimalen Neigung abweicht und damit selten die maximale Leistung liefert oder wenn die Anlage nicht sehr leistungsstark ist und damit die Kosten für einen RSE sich nicht amortisieren.
  • Den Einsatz eines RSE sollte man für leistungsstärkere Anlagen (> 5 kWp) oder optimal ausgerichtete Anlagen überlegen.

Überschlagsmäßig muss der RSE 474 € / 0,1563 € / kWh = 3.032 kWh Stromertrag einspielen, um sich zu amortisieren. Empirische Messungen verschiedener Quellen behaupten, dass eine 70%-Drosselung 8 – 10% Minderertrag zur Folge hat. Bei unserer Ertragsprognose von gerundeten 8.600 kWh / Jahr wären das vorsichtshalber erneut gerundet 600 – 800 kWh / Jahr.
Der RSE hätte sich damit im vierten bzw. fünften Jahr amortisiert.

Eine Entscheidung hat an zwei anderen Stellen noch Konsequenzen:

  • Wechselrichter: den Wechselrichter kann man theoretisch direkt so auslegen, dass er nur 70% der Anlagenleistung weitergibt. Dadurch werden die Anschaffungskosten günstiger. Allerdings widerstrebt es mir, eine Anlage derart hart einzuschränken. Sollte es mal Änderungen beim Einspeisemanagement geben, ist man hier gefangen. Besser ist es aus meiner Sicht, einen größeren Wechselrichter über Einstellung der Betriebsparameter zu konfigurieren.
  • Anlagenmanagement: bei der Planung sollte man darauf achten, dass das Anlagenmanagement die eventuelle 70%-Beschränkung nach dem Eigenverbrauch vornimmt. Dadurch kann man die Quote immerhin noch um ein paar Prozent nach oben treiben.

Fazit: unsere Anlage ist perfekt ausgerichtet und hat eine sehr gute Neigung. Bei der avisierten Leistungsstärke werden wir deshalb einen RSE einsetzen. Da dieser durch RWE vorgegeben ist, entfällt ein Vergleich oder eine Auswahl.

Angebote und Preise

Die Wirtschaftlichkeit einer Anlage steht und fällt mit dem Preis, den man dafür bezahlt. Trotz dieser Trivialaussage stellt sich die Frage, wie man an günstige Preise kommt.

Bei meinen anfänglichen Recherchen bin auf einschlägigen Seiten mehrfach über ein Werbebanner gestolpert, das versprach, kostenlos Angebote bei mehreren Firmen einzuholen.
Obwohl ich einige Skepsis dabei hatte, beschloss ich, mich auf dieses Spiel einzulassen. Schließlich brauche ich ja was, um hier im Blog darüber berichten zu können. 😉

Das Procedere ist recht einfach. Man gibt seine Daten an, z.B. Dachausrichtung und Winkel sowie die Adresse und hört dann erstmal nichts. Nach einigen Tagen hat sich dann der Vermittler bei uns gemeldet, kurz die Ernsthaftigkeit der Anfrage geprüft und dann unsere Anfrage weitergeleitet.
Aus dieser Weiterleitung entstanden dann kurzfristig drei Vor-Ort-Besuche von Solarteuren.
Das Fazit ist aber auch sehr schnell gezogen: die Berater waren durchaus kompetent und haben gute Arbeit geleistet. Die Angebote, die dann ins Haus geflattert kamen, waren aber leider das Papier, auf dem sie gedruckt waren, nicht wert. Beim Versenden einer Angebotsanfrage über diese Vermittlung unterschreibt man wahrscheinlich irgendwo, dass man von nichts eine Ahnung hat und bitte kräftig über den Tisch gezogen werden möchte…
Nun gut, irgendwie war mir das vorher schon klar. Aber man hätte ja was verpassen können. 😀

Die nächsten Mausklicks brachten mich dann ins Photovoltaikforum. Dort gibt es nicht nur Ratschläge für technikbezogene Fragestellungen sondern auch eine ausgeprägt kommerzielle Ecke mit folgenden Highlights:

  • Angebotsbewertung: in ein Unterforum kann man über ein Formular mehrere Angebote parallel einstellen und erhält dann von den anwesenden Experten eine Einschätzung, ob diese günstig sind oder nicht. Angenehmerweise wird dort nicht pauschal verrissen sondern auch durchaus lobendes gesagt. Hier bekommt man jedenfalls eine Einschätzung der Angebote und weiß danach, wo es noch hapert.
    Durch die vorgegebenen Formularfelder fällt auch auf, auf was man zu achten hat.
  • Angebotsanfrage: in einem anderen Teil des Forums kann man Angebotsanfragen einstellen, die dann von Solarteuren beantwortet werden können. Abgerundet wird das von einer Karte, mit der man nach Solarteuren in der Nähe suchen kann.

Das PV-Forum ist sicher kein Allheilmittel und die Lösung auf alle Fragen. Gerade der kommerzielle Charakter des Forums kann manchmal auch nerven, wenn der vertrieblicher Touch einer Antwort zu stark ist. Immerhin handelt es sich aber um ein Forum, in dem man vernünftige Antworten von Fachleuten bekommt. Mir hat es bei der Einschätzung der ersten Angebote ungemein geholfen und die dortigen Forumsmitglieder haben mir wertvolle Hinweise gegeben.
Unseren beauftragten Solarteur haben wir übrigens auch dort gefunden!

Jetzt aber genug der Theorie! Was muss man im Jahr 2013 so an Preisen bezahlen?
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man aktuell mit Preisen zwischen 1.100 und 1.500 € / kWp rechnen muss. Diese Preise sind netto, d.h. ohne Mehrwertsteuer und ohne optionale Komponenten wie den RSE zu sehen.
Unterschiede im Preis begründen sich sehr leicht:

  • Markenware versus Nonames (Markenware kann schon mal 150 € / kWp mehr kosten)
  • Schlüsselfertig oder nicht (übergibt der Solarteur die Anlage betriebsbereit oder muss man Eigenleistung erbringen)
  • Besondere Umstände (ist z.B. ein Gerüst notwendig?)
  • Optionale Ausstattung, z.B. eine auswertbare Aufzeichnung der Erträge

Als Daumenregel kann gelten, dass im Mai 2013 Preise oberhalb von 1.800 € / kWp schlichtweg zu teuer sind.
Mit Vorsicht ist die weitere Marktentwicklung zu sehen: hält sich die Nachfrage weiterhin auf einem so starken Niveau werden die Preise für Module auch irgendwann wieder anziehen. Außerdem gibt es Bestrebungen der deutschen Solarindustrie, Strafzölle auf chinesische Ware zu erheben, weil die dort ansässigen Unternehmen staatlich gefördert werden. Beides kann kurz- bis mittelfristig zu erheblichen Preisanstiegen führen!

Aussicht und nächste Schritte

Es gibt noch einige organisatorische Dinge zu beachten: mit der Einspeisung werden wir zu Stromerzeugern. Das hat einige Folgen:

  • Das Finanzamt möchte entsprechende Angaben haben.
  • Das lokale Gewerbeamt möchte evtl. eine Gewerbeanmeldung haben (für PV-Anlagen-Betreiber eigentlich nicht notwendig).
  • Je nach Gewerbeart muss man sich für eine Rechtsform entscheiden.

Das sind alles mehr oder weniger komplexe Fragen, die es zu beantworten gilt. Und weil es auch juristische Bereiche betrifft, werde ich mich da nicht weiter zu äußern. Ich will nicht riskieren, hier etwas Falschen zu schreiben… 😉

Unsere Anlage wird noch diesen Monat geliefert und angeschlossen, um dem nächsten Degressionsschritt der Förderung zuvorzukommen. Das alleine wird also sicher sehr spannend und ich werde dann davon berichten.

 

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2 Antworten zu Sonnenangeregte Elektronenaktivität, Teil 2 (Komponenten und Preise)

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